Friday, 23 March 2012

Taxi fahren der etwas anderen Art

Erst mal eine kleine Anmerkung: aus überraschungstechnischen Gründen für die Einsegnung meines kleinen Bruders, werde ich hier an dieser Stelle noch nicht über die letzten vier Wochen mit meiner Schwester berichten.
Nur eins sei gesagt: Wir haben so einiges erlebt!
das ist eines der neuen Taxis, welche etwas mehr
Komfort bieten als die Alten
Deswegen jetzt erst mal „nur“ ein Eintrag über das Transportmittel, mit welchem ich mich hier meistens fortbewege, dem Taxi.

Wenn ich jedoch von einem Taxi rede, meine ich nicht die in Deutschland bekannten, eierschal-farbenen, oftmals Mercedes', sondern Kleinbusse (immer wieder fragen mich Leute ob es stimmt, dass Mercedes, welche in Südafrika nur von reichen Leuten gefahren werden, in Deutschland als Taxis benutzt werden). Ob auf Kurzstrecke, nur in die Stadt; oder auf Langstrecke, von einer großen Stadt in die Nächste; diese Taxis stellen das Hauptverkehrsmittel der schwarzen Bevölkerung im öffentlichen Transport dar. Wie sooft in  Situationen wie dieser, werde ich, als Weiße, auch im Taxi schräg von meinen schwarzen Mitfahrern angeguckt.

Wenn man Glück hat kommt man in ein neues Taxi, wenn man Pech hat in ein Altes (vergleichbar mit dem typischen VW-Kleinbus),  in welchem  man schon manchmal um sein Leben bangt. Und auch von komfortablem Sitzen kann keine Rede sein: bis zu 16 Leute, auf knappen 7m²; ganz vorne 2 Passagiere und der Fahrer, dann 3 Reihen mit jewelis 3 Passagieren (jeweils einer davon auf einem Klappsitz) und in der letzten dann nochmal 4 Leute!!!  (Bei dieser Anzahl bleibt es in den meisten Fällen auch.) Bei einer Langstrecke kommen kommen dann noch unzählige Reisetaschen und Lebensmittelsäcke dazu. Die ganze Fahrt wird von dröhnender Musik aus den (oftmals nicht mehr all zu guten) Boxen begleitet. 

es kann ganz schoen eingeengt zugehen
Normalerweise wenn ich in die Stadt will, sieht das so aus: Ich stelle mich raus auf die Straße und warte bis ein Taxi angefahren kommt. Man sollte dabei immer mehr Zeit einplanen, da es auch schon mal eine Weile dauern kann, bis eins vorbei kommt. Wenn man dem Fahrer zeigen möchte, dass man mitfahren möchte gibt es zwei Möglichkeiten: 1. man zeigt mit dem Finger nach oben = man möchte in die Stadt; 2. man zeigt mit dem Finger nach unten = man möchte innerhalb vom Township wohin.

Ist man dann im Taxi muss man warten, bis dieses voll ist. Dazu fährt es im Township auf und ab, bis die 15 Sitze belegt sind. An einem schlechten Tag und/oder wenn man ein leeres Taxi erwischt hat, kann das schon mal eine halbe Stunde dauern.


so oder so aehlich sehen die meisten Taxi Ranks aus
(am Monatsende sind die immer besonders voll, da die Leute
ihren Lohn bekommen haben und in die Stadt stroemen)

Bezahlt wird dann pro Reihe. Man gibt das Geld, in meinem Fall 6 Rand (60 Cent), dem Sitznachbarn.  Haben alle in der Reihe bezahlt, wird das Geld an die beiden Passagiere auf den Frontsitzen weitergegeben. Die zählen dann das Geld und in den meisten Fällen auch Wechselgeld zurück geben. Das kann ganz schön verwirrend sein, wenn die wenigsten es passend hatten und man dann für Jeden passend Rückgeld haben soll. Daher bevorzuge ich es nicht vorne zu sitzen. ;)

 
Wenn man dann wieder zurück ins Township will, muss man zum Taxi-Rank (Taxi-Stand), ein großer Platz mit teilweise Überdachung und vielen Taxis auf einem Haufen. Dort findet man Taxis in alle möglichen Richtungen (dort fahren auch die Taxis mit Fernziel ab). Jeder Zielort hat einen bestimmten Standort auf diesem Platz, welcher jedoch nicht immer durch ein Schild mit beschriebenem Endpunkt gekennzeichnet ist. Wenn man mit dem ganzen Prinzip eh nich vertraut ist, kann das eine ganz schöne Herausforderung sein.
Weiße Bekannte haben es mal so formuliert:
  


dieser Taxi Rank ist nicht die Regel, viel zu geordnet,
keine Verkaeufer die dir durchs Fenster
Fruechte, Drinks, Suessigkeiten anbieten...
(das erste Taxi ist eines der alten Sorte)
„Mit Taxis in die Stadt zu kommen ist einfach, aber wieder zurück zu finden keineswegs.“

 
 Das ganze System funktioniert einigermaßen gut, trotzdem hat es viele Mängel. Beschließen die Taxifahrer einmal zu streiken, bricht das ganze Transportsystem zusammen. Denn neben den Taxis gibt es eigentlich keine andere Möglichkeit für Schüler, Arbeitende etc. zur Schule, Arbeitsplatz oder sonst wohin zu kommen (wenn man denn kein eigenes Auto oder Mitfahrgelegenheit hat).
In den großen Städten wurde die Möglichkeit, zum Auf-/Ausbau eines U-Bahn-Netzes verpasst. Bus Linien werden jetzt langsam eingeführt, sind aber noch im Anfangsstadium.


Und auch aus ökologischer Sicht kann das Taxi-Netzwerk keineswegs eine Lösung darstellen. Einerseits sind es einfach zu viele, die mit ihren Abgasen die Luft verschmutzen (ich möchte ehrlich gesagt nicht wissen, wie viele Taxis es in Südafrika gibt). Andererseits liegt das auch an der Verhaltensweise der Fahrer: da läuft der Motor (beim Parken) schon mal ne ganze Weile ohne ersichtlichen Grund.


Der Regierung wird langsam klar, dass es so nicht weitergehen kann und versucht Lösungen dafür zu finden. Wie erfolgreich das sein wird....wir werden sehen.

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