Monday 5 December 2011

Heiraten auf Zulu

Heiraten ist hier nicht so „einfach“ wie in Deutschland. Wenn man die Tradition der Zulu wertschätzt, müssen einige Vorbereitungen und Rituale durchgeführt werden, was auch mal einen Zeitraum von mehreren Jahren und sehr viel Geld in Anspruch nehmen kann.
Wenn sich ein Paar entschieden hat zu heiraten, muss mit der Familie der Braut die „Lobola“ (Brautpreis) ausgehandelt werden. Normalerweise liegt der Preis bei 12 Kühen, wenn die Braut keine Jungfrau mehr ist wird eine Kuh abgezogen. Allerdings sind die Kühe nur ein Wert, der früher Bestand hatte, heute wird der Preis in Bargeld aufgewogen.
Auch wird das Bezahlen des Brautpreises nicht als „Kaufen“ der Frau angesehen, er gilt eher als Dank an die Eltern für Erziehung und Vermittlung von Werten.

Das zukünftige Brautpaar
(Xolani und Nosipho)
Wenn man sich dann über den Brautpreis einig geworden ist, und diesen auch bezahlt hat, fängt der Prozess der Rituale an. Ein solches Ritual habe ich vor drei Wochen bei Sthis Bruder Xolani, dem Bräutigam, miterlebt,
Dieses Ritual hat allerdings nicht wirklich einen Namen, wir nannten es die ganze Zeit nur „the traditional thing“. Es wird  zweimal ausgetragen, von der Braut- und von der Bräuttigamfamilie. Wir waren bei der Brautfamilie zu Gast.

Freitag erst nach Pietermaritzburg, zu den Geschwistern Sthis: Traditionelle Röcke und Schmuck testen, welche wir auf dem „traditionellen Ding“ tragen wollten.
Für die Anreise haben wir extra ein Taxi gemietet, mit welchem wir dann bis nach Inquthu, der Heimat der Braut, gefahren sind (ca. 4 Stunden Fahrt).
Auf der Fahrt fiel mir ein Verkehrsschild besonders auf: vor einer  Baustelle mit der Aufschrift „PLEASE DON'T KILL US!“. Als ich das gesehen hab, war ich erst mal richtig geschockt, und das soll auch die Wirkung sein. Für Autofahrer ist die Straße hier in Südafrika schon ein gefährlicher Ort, aber für Straßenarbeiter...

In Inquthu kamen wir an, als normalerweise schon alles gelaufen sein sollte (gegen 15.00). Der Weg zum Hof der Brautfamilie war mal wieder wirklich offroad. Eine knappe halbe Stunde in Schneckentempo auf einem Weg, auf dem die Reifenspuren kaum, und nur ab und zu ein Haus zu sehen war. Wir alle waren uns einig, dass wir das erste und das letzte mal in Inquthu waren.

die Geschenke für die Familie der Braut
Und dann erst mal warten, vor allem auf die Braut. Als dann endlich alles bereit war, wurden die Geschenke von uns Frauen (auf den Köpfen) einmal um den Hof getragen und dann in der Mitte des Hofes abgeladen: 2 lebende Schafe, ein großer Kessel, Nahrung und mindestens 20 Decken (keine Ahnung, was man mit so vielen Decken machen soll...)

Ein Familienmitglied, mit einer
der Decken umgelegt
Diese Geschenke wurden dann in einem langem Prozedere an die Frauen der Brautfamilie weitergegeben, in dem eine hervor trat, sich auf eine Matte setze, der Name des Gebers vorgelesen und die Decke um die Frau geschlungen wurde. Der ersten Frau (vermutlich die Mutter der Braut) wurden auch die 2 Schafe, der Kessel und die Nahrung dargeboten. Von Braut und Bräutigam war bis dahin noch keine Spur zu sehen.

Die anderen waren immer noch mit der Geschenkübergabe beschäftigt, während wir jungen Frauen zum Einkleiden der Braut gingen. Sie verbrachte die ganze Zeit in einem abgelegeneren Haus. Dort angekommen, wurde sie erst ent-, dann mit einem blauen Kleid samt Korsett und Haube eingekleidet. Fertig angezogen gings dann im Zug zum Hof zurück, wo der Bräutigam wartete. Für die beiden wurden dann Reden gehalten und getanzt, bis es dann endlich ins dekorierte Zelt zum Essen ging. Auch hier gab es wieder das Übliche: Reis, Hühnchen, Butternut, Karotten, rote Beete...


Damit war eigentlich das traditionelle Ding beendet. Es wurde nur noch getrunken und geredet, und da das Mischpult den Geist aufgegeben hatte, konnte auch nicht wirklich getanzt werden.
Für uns ging es dann den Buckelpfad bei Dunkelheit und Unwetter zurück. Gegen 1.00 nachts waren wir endlich zurück in Pietermaritzburg.

die Shabalala Familie
(Ma, ich, Sthi, Sfiso, Nontokozo, Zola, Thabani,
Khanyo v.l.n.r, es fehlt Anele)
Das gleiche wird auch noch auf dem Shabalala-Hof in Ixopo stattfinden, allerdings ist nicht absehbar wann, da so ein traditionelles Ding ziemlich viel Geld verschlingt.

Sind dann endlich alle Rituale abgehalten, kann es endlich an die richtige Hochzeit gehen. Leider kann ich dazu nichts schreiben, da ich noch auf keiner war, aber vielleicht kommt das noch.
Eventuell habe ich auch noch weitere Schritte vergessen, denn ganz so gut kenne ich mich dann doch noch nicht aus =)

Interessant ist auch, dass es Maennern hier erlaubt ist, mehr als 2 Ehefrauen zu haben. Haette nicht gedacht, dass diese ueberholte Denkensweise hier in Sued Afrika immer noch Bestand hat. Aus den erklaerten Gruenden ist das meistens aber nur bei reichen Maennern der Fall. So zum Beispiel bei Praesident Jacob Zuma, welcher 2 Frauen hat, von mehreren geschieden ist und mehr als 20 Kinder hat.

Mir wurden auch schon, eher scherzhaft, Heiratsantraege gemacht. Und da fuer mich ja auch keine Lobola anfaellt, ist das gleich noch mal besser. Und falls doch Lobola erwartet wird, wie bekommt man die Kuehe nach Europa? Doch keine Angst, ich werde keinen der Heiratsantraege annehmen. =)


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