Thursday, 10 November 2011

So wie sich viele (Süd-) Afrika vorstellen...

Am Wochenende vor 2 Wochen bin ich zusammen mit Sthi in ihre Heimatstadt gefahren. Ihre Familie hat in ihrem Haus eine „Function“ abgehalten. Ein Familientreffen, wo wenige für viele kochen, traditionelle Rituale und ein Meeting abgehalten werden.


jetzt stellt euch einfach noch 7 Personen samt Taschen
 und eine Ziege darin vor
Am Freitag Morgen gings zuerst mit dem Taxi nach Pietermaritzburg, dort einige Geschwister Sthis getroffen und mit ihnen dann weiter nach Ixopo, ihrer Heimatstadt.
Ixopo an sich ist ein kleine Stadt/großes Dorf, in dem man eigentlich alles wichtige bekommt (hauptsächlich Nahrungsmittel). Nur wohnt Sthis Familie nicht direkt in Ixopo, sondern weiter abgelegen, in den Bergen. Wir hatten ziemliche Sorgen um das Wetter, denn hätte es angefangen zu regnen, hätte uns das Auto nicht zum Haus bringen können (der Weg wird im Tal von einem Rinnsal gekreuzt, welches bei Regen zum Fluss wird) und wir hätten alles laufen müssen, mit all den Einkaufstüten.


der linke ist der Shabalala Hof (Rundhaus = Küche,
braunes und weißes Haus = Wohnhäuser,
vorderstes ist Sthis Haus in Bau)

Zum Glück fing es nicht an und wir konnten den kleinen Kleintransporter beladen und dies sah wie folgt  aus: vorne der Fahrer, der jüngste Bruder Sthis und ihre Mutter. Hinten im Laderaum mind. 20 Tüten Einkauf, mind. 5 Reis- /Mehlsäcke, Getränke, 10 l Wasser, 7 erwachsene Personen (u.a. ich) und eine auf dem Rücken liegende, geknebelte Ziege. Und so gings dann mind. 5 km auf einer Buckelpiste bergauf, bergab bis zum Shabalala Hof. An dem Tag war nicht mehr viel los. Es wurden nur noch Betten hergerichtet, fern geschaut und letztendlich geschlafen.


Was ich noch erwähnen muss, ist, dass unter der Woche niemand in den Häusern wohnt (den eigentlich sind es auch 3 Häuser.). Sthis Mutter wohnt/arbeitet unter der Woche in Ixopo und kommt an den Wochenenden in das Haus. Ihr Mann, der Vater von Sthi und ihren Geschwistern ist 2007 gestorben. Und deren Kinder (3 Mädchen & 6 Jungen) wohnen/studieren/arbeiten verstreut im östlichen Südafrika und kommen eher selten nach Ixopo.


Blick auf das Tal
Das erste was am Samstag passierte (gegen 6), war, dass die Ziegen nach einem kleinen Ritual geschlachtet wurde. Und dann wurde eigentlich den ganzen Vormittag gekocht. Ziege, Hühnchen, Rind, Butternut, rote Beete, Gemüse und ein spezielles Weißbrot.
Da ich nur wenig helfen konnte und eigentlich auch nur im Weg rumstand bin ich zusammen mit 2 Jungs den Berg rauf um Fotos zu machen.

Gegen 2 kamen dann die Gäste (an die 50 Leute), das hieß für uns (also die Frauen) Essen auf Teller auftragen und Servieren. Von dem, was die Männer gemacht haben, hab ich leider nichts mitbekommen, da ich die ganze Zeit in der Küche war. Als ich dann aus der Küche kam wurden mir 2 ältere Herren vorgestellt, die daraufhin den Wunsch äußerten, mich als ihre Frau zu nehmen...
einer meiner "Verehrer" =)
Natürlich nicht wirklich ernst gemeint, aber das passiert mir hier schön öfter dass mir Männer irgendwas auf Zulu zurufen und Sthi mir dann übersetzt, dass sie gerne ihr Leben mit mir verbringen möchten oder mich lieben. „I love you but I'm not sure“ - keine Ahnung, was mir das genau sagen sollte. ^^


So wird die Ziege
mit dem Weißbrot serviert

Zurück zum Text: Zum Schluss wurde dann noch die Ziege zusammen mit dem speziellen Weißbrot gegessen, das ist, was ihr auf dem Foto seht.
Als endlich alle weg waren, war nicht mehr viel los... Naja, außer Abwasch, SOVIEL Abwasch!
Und diese Function war nur eine kleine. Es gibt noch viel größere, wo wirklich alle Verwandten kommen, auch von fern. Dann wird eine Kuh geschlachtet, noch viel mehr Essen zubereitet und dann verbringen auch die meisten Gäste die Nacht in den Häuser...
Für die Gastgeber Stress pur und wenn man Pech hat kommt man nicht zum schlafen, erstens weil keine zeit und zweitens, weil nirgendwo Platz ist.

Etwas mehr zu dem Haus. Wie schon gesagt, ist es wirklich „offroad“. An einem einspurigen Weg gehen immer mal Wege ab, an denen dann Häuser stehen. Um zum Shabalala Hof zu kommen, muss man erst runter ins Tal, dann wieder hoch in die Berge. Den Weg gibt’s erst seit ca. 15 Jahren. Vorher mussten alle gekauften Lebensmittel bis zum Haus getragen werden und die Kinder bis zur nächsten Straße laufen, wo sie dann ein Taxi zur Schule gefahren hat.

Was für mich wirklich erstaunlich war, ist die Tatsache, dass es erst seit wenigen Monaten Strom dort oben gibt... Vorher wurde in der Küche (Bild: Rundhaus) alles über einem Feuer gekocht oder der Gasherd benutzt (wenn Gaskanister da war). Keine Ahnung, wie sie das mit dem kühlen gemacht haben und anderen Dinge die wegfallen, wenn man nicht die Vorzüge von Strom hat.
Wasser ist aber immer noch ein Problem dort oben – kein fließendes Wasser!

Küche im Rundhaus mit Feuerstelle
(wenn Feuer brennt könnte man darin räuchern ^^)
Deswegen hatten wir auch die 10L Wasser gekauft, welches wir zum hauptsächlich zum kochen benutzt haben. Sonst wird Regenwasser genutzt oder Wasser, welches vom Berg geholt werden muss. Die Regierung hat versprochen in den nächsten Monaten auch Wasserleitungen dort hoch zu bringen, aber ob das wirklich so schnell passiert ist eine andere Frage.

Aber alles in allem ist es dort oben wirklich sehr schön. Man hat einen atemberaubenden Blick und Ruhe (also wenn nicht gerade eine solche Function stattfindet ^^) Es hat mich ein bisschen an einen Urlaub erinnert, den ich dieses Jahr im Juni mit Freunden in den Französischen Bergen verbracht habe.


einfach weil er soooo süß ist!

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