Monday, 5 December 2011

Weihnachten, welches sich nicht danach anfühlt; Safari und wenig Wasser

Die Zeit vergeht hier so schnell...
Jetzt bin ich also tatsächlich schon knappe drei Monate hier und seven more to go.
auch wenn es nicht wirklich was mit dem Text zu tun hat:
das ist das Haus der Shabalala Geschwister in
Pietermaritzburg, wo ich die meisten der letzten
Wochenenden verbracht habe
3 Monate, das heißt auch, dass die Weihnachtszeit endlich da ist... Aber was heißt endlich, eigentlich  muss ich noch bis zum 24. warten, da die Adventszeit hier gar keine Rolle spielt. Würden im Fernsehen nicht Weihnachtswerbespots laufen und die Geschäfte nicht geschmückt sein (was sie auch schon seit Ende September sind), dann würde man nicht merken, welche besondere Zeit des Jahres gerade ist. Auch die Wärme trägt dazu bei, dass ich mich überhaupt nicht nach Weihnachten fühle. Zum Wetter hier passt der Song „36 Grad und es wird noch heißer“ grade perfekt.

Von daher vermisse ich jetzt grade die Heimat sehr, mit den Weihnachtsmärkten, Glühwein, der Tradition des Erzgebirges und sogar die Kälte fehlt mir grad. Natürlich war mir klar, dass es zur Weihnachtszeit besonders hart wird, aber erst jetzt wird mir so richtig klar, wie viel das Umfeld zu Weihnachten ausmacht.
Zum Glück ist ein Weihnachtsrettungspäckchen von Mami unterwegs, auf welches ich mich sehr freue und sehnsüchtig erwarte.

Aber immerhin geht es um den 18. rum nach Port Shepstone, welches an der Küste liegt. Dort wohnt Cynthia eigentlich, sie verbringt hier jede Weihnachtsferien. Und ich bin auch schon gespannt, wie der Heilig Abend, hier in Südafrika, bei Schwarzen aussieht...

Vor zwei Wochen hab ich auch endlich mal kennen gelernt, wie Afrikaaner (weiße Südafrikaner) leben. Vor ein paar Wochen war  ich zum ersten mal bei der methodistischen Kirche in der Saft, in welche vor allem Weiße und Afrikaner, die kein Zulu verstehen, gehen. Dort erfuhr ich, dass sie ebenfalls eine deutsche Austauschschülerin in der Gemeinde hätten, welche bei einer weiße Familie in der Stadt wohnt. Über einige Umwege kam es dann endlich zum Kontakt, aber leider erst mal lange nicht zum ersten Treffen, da wir beide immer etwas vor hatten. Aber immerhin konnten wir uns über Facebook verständigen.
Sie ist 15, geht etwa 30 Min. von der Stadt entfernt zur Schule und verbringt ein Jahr hier, wie ich.
Am Sonntag vor zwei Wochen kam es endlich zum ersten Treffen. Und erstaunlicherweise haben wir dann doch weniger Deutsch gesprochen als erwartet, da es doch irgendwie einfacher für uns war Englisch zu sprechen, als uns wieder in unsere Muttersprache reinzufriemeln.
Sie und ihre Gastfamilie hatten mich zuerst zum Gottesdienst in ihre Kirche, dann zu sich nach Hause und für den Nachmittag ins Weenen Game Reserve eingeladen.

So hab ich also auch meinen ersten englischen Gottesdienst an diesem Sonntag gehabt. Und ich muss ehrlich sagen, dass mir „unser“ Gottesdienst hier in Wembezi in St. Andres besser gefällt. Von der ganzen Stimmung her: es wird ausgiebiger getanzt, gesungen und ist irgendwie nicht so steif. Auch wenn es natürlich schön war, zur Abwechslung mal zu verstehen, über was gepredigt wird. =)

So sieht es aus, wenn ich meine Waesche wasche
Jedenfalls gings nach dem Gottesdienst ins Haus der Gastfamilie und dieses unterscheidet sich meilenweit von unserem Haus hier in Wembezi.
Es liegt ziemlich nah am Stadtzentrum, ist sehr groß und hat sogar einen Pool. Und auch hier war es schön, mal in einem Haus zu sein, welches eher dem deutschen Standard entspricht, aber ich bin absolut zufrieden in Wembezi. Auch wenn ich ein paar Dinge schon sehr vermisse, wie zum Beispiel eine Dusche, eine Waschmaschine und anderes.


Zum Höhepunkt des Tages gings dann zur Safari nach Weenen. In dem Game Reserve ist es nicht so, wie man sich die typische Safari vorstellt (Jeep und Fahrer), sondern man meldet sich einfach an und kann dann mit dem eigenen Auto auf den vorgeschriebenen Wegen den Park und die Tiere erkunden.
Bis auf die Giraffen, die sich irgendwo versteckt haben und Löwen und Elefanten, die es in dem Reservat nicht gibt, haben wir so ziemlich jedes Tier gesehen, dass man dort sehen kann.
Zum Glück ist die Familie erfahren in „nach-Tieren-Ausschau-halten“, denn ich hätte nur die wenigstens Tiere, die wir gesehen haben, selbst entdeckt. Strauße; Gnus; Zebras; mehr Tiere, deren Namen ich nicht kenne und zum krönenden Abschluss Nashörner, die man anscheinend nur selten zu Gesicht bekommt.
zwar ziemlich weit weg, aber wir haben sie gesehn!!!
Aber es ist schon was Besonderes die Tiere, die man sonst  eigentlich nur im Zoo und im Fernsehen sieht, in (soweit wie möglich) freier Wildbahn zu sehen. Und man muss sich auch der Gefahr bewusst sein, die einem begegnen kann, wenn man mit dem Auto Nashörnern gegenüber steht.


Noch was zu meiner „Lage“ hier in Wembezi. Mir geht’s gut hier und ich hab auch gute Freunde hier gefunden.
An den Wochenenden bin ich eigentlich immer mit Sthi unterwegs, meistens in Pietermaritzburg bei ihren Geschwistern. Und auch der Dezember ist schon so gut wie aus geplant.
Da das Schuljahr, wie bei uns,  im Sommer endet, wir hier aber gerade Sommer haben, ist nächste Woche die letzte Schulwoche, mit der Zeugnisausgabe, vor den großen Sommerferien.
der Strauss hat sich von uns
nicht beeindrucken lassen
Das heißt für mich, dass ich das ich nächste Woche einige von meinen Creche-Kids verabschieden muss, von denen ich ein paar schon ganz schön lieb gewonnen hab. Dazu wird eine kleine Party geschmissen, an der auch die Eltern teilnehmen können und ein „Fortschrittsreport“ ausgeteilt wird. Den darf ich mitschreiben und sogar als „school facilitator“ unterschreiben darf.

Was uns in den letzten Tagen wirklich Sorgen macht, ist, dass in ganz Wembezi aus den Wasserhähnen nur spärlich Wasser kommt. Das kalte Wasser ist ein kleines Rinnsal und warmes Wasser haben wir auch nur strömend, weil es auf dem Dach durch so einen Wassererwärmer geht (mir fällt grad der richtige Begriff nich ein) und somit gestaut wird, jedoch auch nach einer kurzen Weile erschöpft ist.
Letzte Woche Mittwoch kam den ganzen Tag ueber ueberhaupt kein Wasser aus den Wasserhaehnen. Wenn man einen Tag ohne fließend Wasser verbringt, wird einem erst mal klar, wie oft man zum Wasserhahn geht und Wasser für irgendwas benutzt.
Für die Zwischenzeit haben wir Wasser aus einem großen Tank, der am Hang über Wembezi steht, geholt. Mitterweile fliesst es aber zum Glueck wieder einigermassen.

Soweit mal wieder von mir.
Ich wünsche euch allen eine frohe und gesegnete Adventszeit! Genießt die Kälte, die Bilder, Gerüche und schmackhafte Besonderheiten (für mich mit ^^),

eure Sophie

Heiraten auf Zulu

Heiraten ist hier nicht so „einfach“ wie in Deutschland. Wenn man die Tradition der Zulu wertschätzt, müssen einige Vorbereitungen und Rituale durchgeführt werden, was auch mal einen Zeitraum von mehreren Jahren und sehr viel Geld in Anspruch nehmen kann.
Wenn sich ein Paar entschieden hat zu heiraten, muss mit der Familie der Braut die „Lobola“ (Brautpreis) ausgehandelt werden. Normalerweise liegt der Preis bei 12 Kühen, wenn die Braut keine Jungfrau mehr ist wird eine Kuh abgezogen. Allerdings sind die Kühe nur ein Wert, der früher Bestand hatte, heute wird der Preis in Bargeld aufgewogen.
Auch wird das Bezahlen des Brautpreises nicht als „Kaufen“ der Frau angesehen, er gilt eher als Dank an die Eltern für Erziehung und Vermittlung von Werten.

Das zukünftige Brautpaar
(Xolani und Nosipho)
Wenn man sich dann über den Brautpreis einig geworden ist, und diesen auch bezahlt hat, fängt der Prozess der Rituale an. Ein solches Ritual habe ich vor drei Wochen bei Sthis Bruder Xolani, dem Bräutigam, miterlebt,
Dieses Ritual hat allerdings nicht wirklich einen Namen, wir nannten es die ganze Zeit nur „the traditional thing“. Es wird  zweimal ausgetragen, von der Braut- und von der Bräuttigamfamilie. Wir waren bei der Brautfamilie zu Gast.

Freitag erst nach Pietermaritzburg, zu den Geschwistern Sthis: Traditionelle Röcke und Schmuck testen, welche wir auf dem „traditionellen Ding“ tragen wollten.
Für die Anreise haben wir extra ein Taxi gemietet, mit welchem wir dann bis nach Inquthu, der Heimat der Braut, gefahren sind (ca. 4 Stunden Fahrt).
Auf der Fahrt fiel mir ein Verkehrsschild besonders auf: vor einer  Baustelle mit der Aufschrift „PLEASE DON'T KILL US!“. Als ich das gesehen hab, war ich erst mal richtig geschockt, und das soll auch die Wirkung sein. Für Autofahrer ist die Straße hier in Südafrika schon ein gefährlicher Ort, aber für Straßenarbeiter...

In Inquthu kamen wir an, als normalerweise schon alles gelaufen sein sollte (gegen 15.00). Der Weg zum Hof der Brautfamilie war mal wieder wirklich offroad. Eine knappe halbe Stunde in Schneckentempo auf einem Weg, auf dem die Reifenspuren kaum, und nur ab und zu ein Haus zu sehen war. Wir alle waren uns einig, dass wir das erste und das letzte mal in Inquthu waren.

die Geschenke für die Familie der Braut
Und dann erst mal warten, vor allem auf die Braut. Als dann endlich alles bereit war, wurden die Geschenke von uns Frauen (auf den Köpfen) einmal um den Hof getragen und dann in der Mitte des Hofes abgeladen: 2 lebende Schafe, ein großer Kessel, Nahrung und mindestens 20 Decken (keine Ahnung, was man mit so vielen Decken machen soll...)

Ein Familienmitglied, mit einer
der Decken umgelegt
Diese Geschenke wurden dann in einem langem Prozedere an die Frauen der Brautfamilie weitergegeben, in dem eine hervor trat, sich auf eine Matte setze, der Name des Gebers vorgelesen und die Decke um die Frau geschlungen wurde. Der ersten Frau (vermutlich die Mutter der Braut) wurden auch die 2 Schafe, der Kessel und die Nahrung dargeboten. Von Braut und Bräutigam war bis dahin noch keine Spur zu sehen.

Die anderen waren immer noch mit der Geschenkübergabe beschäftigt, während wir jungen Frauen zum Einkleiden der Braut gingen. Sie verbrachte die ganze Zeit in einem abgelegeneren Haus. Dort angekommen, wurde sie erst ent-, dann mit einem blauen Kleid samt Korsett und Haube eingekleidet. Fertig angezogen gings dann im Zug zum Hof zurück, wo der Bräutigam wartete. Für die beiden wurden dann Reden gehalten und getanzt, bis es dann endlich ins dekorierte Zelt zum Essen ging. Auch hier gab es wieder das Übliche: Reis, Hühnchen, Butternut, Karotten, rote Beete...


Damit war eigentlich das traditionelle Ding beendet. Es wurde nur noch getrunken und geredet, und da das Mischpult den Geist aufgegeben hatte, konnte auch nicht wirklich getanzt werden.
Für uns ging es dann den Buckelpfad bei Dunkelheit und Unwetter zurück. Gegen 1.00 nachts waren wir endlich zurück in Pietermaritzburg.

die Shabalala Familie
(Ma, ich, Sthi, Sfiso, Nontokozo, Zola, Thabani,
Khanyo v.l.n.r, es fehlt Anele)
Das gleiche wird auch noch auf dem Shabalala-Hof in Ixopo stattfinden, allerdings ist nicht absehbar wann, da so ein traditionelles Ding ziemlich viel Geld verschlingt.

Sind dann endlich alle Rituale abgehalten, kann es endlich an die richtige Hochzeit gehen. Leider kann ich dazu nichts schreiben, da ich noch auf keiner war, aber vielleicht kommt das noch.
Eventuell habe ich auch noch weitere Schritte vergessen, denn ganz so gut kenne ich mich dann doch noch nicht aus =)

Interessant ist auch, dass es Maennern hier erlaubt ist, mehr als 2 Ehefrauen zu haben. Haette nicht gedacht, dass diese ueberholte Denkensweise hier in Sued Afrika immer noch Bestand hat. Aus den erklaerten Gruenden ist das meistens aber nur bei reichen Maennern der Fall. So zum Beispiel bei Praesident Jacob Zuma, welcher 2 Frauen hat, von mehreren geschieden ist und mehr als 20 Kinder hat.

Mir wurden auch schon, eher scherzhaft, Heiratsantraege gemacht. Und da fuer mich ja auch keine Lobola anfaellt, ist das gleich noch mal besser. Und falls doch Lobola erwartet wird, wie bekommt man die Kuehe nach Europa? Doch keine Angst, ich werde keinen der Heiratsantraege annehmen. =)